Pressemitteilung: Kaum Schutz durch Gesetze: Ultragifte durch geplante Müllverbrennungsanlage Jänschwalde.

Auf Einladung vom „Aktionsbündnis contra Müllverbrennungsanlage“ informierte am Donnerstagabend Prof. Dr. Christian Jooß über die hohe Schadstoffbelastung bei der Verbrennung von Müll. Der Wissenschaftler am Institut für Materialphysik der Universität Göttingen und Vertreter der Umweltgewerkschaft erläuterte in seinem Fachvortrag vor etwa 80 Teilnehmern in einer Online-Veranstaltung Prozesse bei der Verbrennung von Müll. Er warnte vor dem Ausstoß von Ultragiften, wie Dioxinen und Furanen sowie gesundheitsschädlichen Ultrafeinstäuben. Paul Suppan vom Aktionsbündnis: „Unsere Befürchtungen haben sich leider mehr als bestätigt. Die geplante Anlage würde einen hohen Schadstoffausstoß mit sich bringen. Die rege Beteiligung an der Veranstaltung und der anschließenden Diskussion zeigen: Das Thema lässt unsere Region nicht kalt.“

Aufgeräumt wurde an dem Abend auch mit dem Mythos, gesetzliche Grenzwerte in Deutschland würden ausreichen, um die Bevölkerung zu schützen. Laut Professor Jooß werden die Ultragifte Dioxine und Furane nur in der Gasphase gemessen. So sehe es die Messvorschrift in der aktuellen Bundesimissionsschutzverordnung vor. Dioxine und Furane werden jedoch auch über Feinstäube und Schlacken freigesetzt. Von den etwa 100.000 bei der Verbrennung von Müll freigesetzten Substanzen, werden lediglich 40 überhaupt erfasst. Zudem werden Feinstäube selbst bei Anlagen mit modernster Rauchgaswäsche nicht beseitigt. Untersuchungen zufolge reichern sich Dioxine im Blut und in der Muttermilch an. Die Folgen der krebserregenden Stoffe durch die Anreicherung im Fettgewebe gehen von Leberschäden, Atembeschwerden bis hin zur Schädigung des Immunsystems. Die Schadstoffe werden durch eine „chaotische Großsynthese“ bei der Verbrennung freigesetzt, da es sich bei der Zusammensetzung des Mülls um ein unkontrollierbares und unbekanntes Stoffgemisch handele, so der Wissenschaftler.

Für einen „Aha-Effekt“ sorgte an dem Abend auch die Erkenntnis, dass der Müll durch die Verbrennung nicht einfach verschwindet. Er wird nur in andere Bestandteile aufgelöst. „Zum einem verbleiben Asche und hochtoxische Schlacken als fester Reststoff zurück und zum anderen wird der Müll in gasförmigem Zustand über unsere Region verteilt. Müllverbrennung bedeutet die Umwandlung wertvoller Rohstoffe in giftige Abgase und Schlacke. Sie ist ein Gegenprogramm zur notwendigen Kreislaufwirtschaft“, resümiert Suppan.

Das Aktionsbündnis geht gestärkt in ihrem Widerstandswillen aus der Veranstaltung. „Das Mantra der Betreiber von LEAG und VEOLIA, man halte sich an Vorschriften und das reiche aus, wurde erheblich in Zweifel gezogen“, meint Suppan. Zumal die geplante riesige Müllverbrennungsanlage angesichts der vorhandenen Kapazitäten auf dem deutschen Markt überhaupt nicht nötig ist. „Die Anlage dient den Profitinteressen der Betreiber, und wir als Bevölkerung sollen die Lasten tragen. Das werden wir nicht hinnehmen“, erklärt Suppan. Aktuell werden vom Aktionsbündnis Spenden für eine mögliche Klage gesammelt.

Die Beteiligung von Initiativen aus anderen Regionen Deutschlands sowie verschiedener Umweltorganisationen an der Info-Veranstaltung zeigt auch, dass das Aktionsbündnis nicht allein dasteht. „Wir brauchen in Deutschland eine Müllwende. So wie es bisher läuft, darf es nicht weiter gehen“, sagt Suppan.

 

Präsentation zur Veranstaltung von Professor Jooß

jooss-vortrag MVA 21-03-18

 

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